The original "Beelitz" with the artist Andreas Gursky:
Gurskys Bild "Beelitz" wirkt auf
den ersten Blick wie einfache, streng abstrakte
Malerei, wie eine Aufreihung schwarzer Linien mit ockerfarbigen
Zwischenräumen. Die Bildgliederung ist streng horizontal, die ca.
100 horizontalen Linien werden durch die schwarzen Linien und gewisse
gleichmäßige Reflektionslinien innerhalb der schwarzen Linien
gebildet. Es gibt einige linsenartige Ausbuchtungen der ockerfarbigen
Flächen, die das Bild interessanter machen, aber die strenge
Linienkomposition nicht aufheben.
Remake CHO; inspired by "Beelitz"
Erst
wenn wir genauer hinsehen und näher treten, entdecken wir das es das
hochauflösende Foto einer realen Szene ist. Das Bild zeigt
Spargelstecher bei der Arbeit. Jeder der Arbeiter hat eine kleine
Schubkarre bei sich, auf der mehr oder weniger viele Spargel liegen.
Viele Spargelstecher haben die schwarzen Iso-Folien angehoben, um die
Spargel in den Hochbeeten darunter stechen zu können. An den
Schatten können wir erkennen, dass es ein Bild vom frühen Morgen
ist.
Die
Menschen sind von hoch oben fotografiert, aus der Totalen, ohne
Fluchtpunkt, ohne Perspektive des Raumes. Der Fotograf bewegt sich
mit einem Fluggerät, dessen Korpus oder Schatten nicht zu sehen ist.
Die Menschen stören sich nicht am Überflug, sie schauen nicht hoch
zum Fluggerät. Sie wirken uninteressiert, wie Tiere in einem Zoo,
die sich nicht für die Zuschauer interessieren. Vielleicht arbeiten
sie im Akord und wollen sich nicht von der Arbeit ablenken lassen.Ob
es Männer oder Frauen sind lässt sich nur erahnen, es spielt keine
Rolle, es sind einfach Arbeitskräfte. Die Arbeiter wiederholen sich
mit einer gewissen Monotonie: eine Arbeitskraft, eine abgedeckte
Plane, eine Schubkarren. Die Montotonie erinnert an die Fabrikwelten
in modern times. Es handelt sich um eine Art Fabrikwelt, auch wenn
diese Fabrik open air und mitten in der Landschaft gelegen ist.
Gleichzeitig sind die Akteure ganz einfache Menschen. Wie bei Van
Goghs Kartoffelessern wird die Gesellschaft von unten her erzählt. Der
Name Beelitz hat hier seinen Stellenwert. Beelitz ist eine kleine
Stadt südlich von Potsdam, auch als Spargelstadt bekannt. Hier gab
es die riesigen LPG´s die die Tier- und Pflanzenproduktion
fabrikmäßig betrieben. Die Arbeiter im Bild Beelitz sind durch ihre
Arbeitsbedingungen auch nur an der Massenproduktion, nicht an der
Natur interessiert.
Auch
in diesem Bild zeigt Gursky seine typischen Künstlerischen Mittel:
Die ruhige Horizontale, die Höhe des Fotografen, die ungewöhnliche
Perspektive, die Reduktion des Menschen zur unbedeutenden Dekoration
der von ihm geschaffenen Lebenswelt.
Nun zum Vergleich.
Gursky hat eine Fotografie geschaffen, die wie ein abstraktes Gemälde
wirkt. Richter hat in „Ausschnitt No. 271“ ein Ölgemälde
auf Leinwand geschaffen, dass wie eine Fotografie wirkt. Das ist das
Gegenteil von Gursky, hier wird eine Fotografie imaginiert. Was für
eine Fotografie es ist, bleibt durch die Unschärfe offen, es könnte
eine Holzmaserung sein aber auch eine Landschaftsfotografie vom
Flugzeug aus. Wieder ist die Bildkomposition horizontal und linear.
Wie bei Gursky lösen kleine Punkte die lineare Komposition etwas
auf. Die Runden Dellen erscheinen wie Zeugnisse eines lebendigen
Prozesses, wie Astlöcher, vob Menschen ausgehobene Gruben oder
Bombenkrater. Der Betrachter zerbricht sich den Kopf, um das Bild zu
verstehen, findet aber keine eindeutige Lösung. Je näher wir
herantreten, um so mehr löst sich das Bild auf, während wir bei
Gursky immer mehr erkennen.
Die
beiden Künstler kommen somit von verschiedenen Seiten, Fotografie
und Malerei, berühren sich aber auf halben Wege, kommen zu ähnlichen
Stilmitteln und Ergebnissen. Es entsteht eine einheitliche Bildkunst
mit unterschiedlichen Arbeitsmitteln.
Remake CHO; inspired by "Ausschnitt No. 271" from Gerhard Richter
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